Ob Kongress oder Kachel, TikTok oder Telematik: Zahnmediziner:innen sehen sich heute einer nie dagewesenen Flut an Informationen gegenüber. Und diese Entwicklung stellt nicht nur junge Kolleg:innen vor die Frage: Wem kann ich trauen? Wo finde ich relevante Inhalte und wie erkenne ich, ob etwas wirklich Substanz hat?

 

Genau darüber sprechen Christian Henrici und Dr. Stefan Helka in dieser Ausgabe der Dental Late Night Show. Es geht um Filterblasen, Fortbildungsformate, wirtschaftliche Interessen und um die entscheidende Fähigkeit, Informationen kritisch zu bewerten und sinnvoll zu nutzen.

 

Wissen ist verfügbarer denn je, aber nicht automatisch besser

Noch nie war es so einfach, an zahnmedizinische Inhalte zu kommen. Doch mit der Masse an Informationen wächst auch die Herausforderung, Relevantes von Irrelevantem zu trennen. Christian bringt es auf den Punkt:

„Früher war das Problem, dass du Wissen nicht hattest – heute ist das Problem, dass du es nicht filtern kannst.“

Was früher als Vorteil gefeiert wurde, etwa die Demokratisierung von Wissen über Social Media, entwickelt sich mehr und mehr zum Problem: Zu viele Inhalte, zu wenig Orientierung.

 

Meinung oder Fakt? Die große Grauzone in der Dentalbranche

Viele zahnmedizinische Inhalte, die heute vermittelt werden, sind nicht wissenschaftlich geprüft, sondern interessengeleitet. Egal ob in Webinaren, auf Instagram oder in Whitepapern: Der Grat zwischen fundierter Information und persönlicher Überzeugung ist oft schmal.

Dr. Stefan Helka und Christian Henrici beobachten: Immer mehr Meinungen werden als objektive Fakten inszeniert und erhalten Sichtbarkeit, weil sie laut, visuell stark oder gut vermarktet sind. Doch: Nur weil etwas viele Klicks hat, ist es noch lange kein valider Inhalt. Wer sich informieren will, muss heute vor allem eins können: zwischen Darstellung und Inhalt unterscheiden.

 

Die Schattenseite der Fortbildungsindustrie

Ein großes Thema in der Episode ist die zunehmende Kommerzialisierung von Fortbildung. Viele Veranstaltungen und Formate dienen nicht mehr primär dem Wissenstransfer, sondern der Selbstdarstellung von Referent:innen oder der Bewerbung von Produkten und Dienstleistungen.

Das kritische Fazit: Manche Vorträge sind heute fast Verkaufsveranstaltungen mit Lerneffekt als Nebensache. Für junge Zahnärzt:innen ist das besonders schwer zu durchschauen, da sie oft auf der Suche nach Orientierung sind und dabei auf Formate treffen, die „Fortbildung“ nur vortäuschen, aber vor allem Eigeninteressen verfolgen.

 

Social Media: Chance zur Inspiration – Risiko der Vereinfachung

Instagram, TikTok und Co. spielen längst eine zentrale Rolle in der dentalen Weiterbildung. Doch was als niedrigschwelliger Einstieg in neue Themenbereiche funktioniert, hat seine Grenzen. Social Media vereinfacht Inhalte, aus Komplexität werden Storys, aus Forschung werden Memes. Das schafft Reichweite, aber auch eine gefährliche Verzerrung: Was gut aussieht, wird geglaubt. Was kompliziert ist, wird ignoriert.

Christian und Stefan sind sich einig: Soziale Medien haben ihre Berechtigung, aber nur, wenn sie nicht zur alleinigen Quelle für Fachwissen werden. Es braucht ein Gleichgewicht zwischen Inspiration und fundierter Tiefe.

 

Informationskompetenz als neue Schlüsselqualifikation

Wie also umgehen mit dieser Situation? Die Antwort liegt in der Entwicklung einer kritischen Informationskompetenz: Zahnmediziner:innen müssen heute nicht nur fachlich up to date sein, sie müssen lernen, mit Informationen strategisch umzugehen. Dazu gehört:

  • Quellen einordnen: Wer steht hinter einem Inhalt und mit welchem Ziel?
  • Formate verstehen: Ist das ein Fachartikel, eine Meinung oder Marketing?
  • Diversität zulassen: Auch konträre Ansätze haben ihren Platz, wenn sie transparent begründet sind.
  • Qualität vor Lautstärke: Relevanz ist nicht gleich Sichtbarkeit.

 

Am Ende steht die Einsicht:

Du brauchst nicht mehr Input → Du brauchst besseren Output.

 

Fazit

Diese Episode ist kein Ratgeber, welche Medien „gut“ oder „schlecht“ sind. Sie ist ein Weckruf, Informationskompetenz als unternehmerische Kernkompetenz zu begreifen.

In einer Zeit, in der jede:r senden kann, wird Entscheiden zur eigentlichen Kunst. Für Praxisinhaber:innen bedeutet das: Nicht jedem Hype folgen. Nicht jedes neue System sofort einführen. Sondern: prüfen, reflektieren und abwägen. So entsteht echte Souveränität im Umgang mit Information und langfristig bessere Entscheidungen für die Praxis.

 


 

Hören Sie die vollständige Episode im Praxisflüsterer-Podcast, verfügbar auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

 

 


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