Im Gespräch mit Christian Henrici erzählt Dr. Ulf Zuschlag eine Lebensgeschichte, die so bewegend wie inspirierend ist – über Umwege, Visionen, gelebte Menschlichkeit und eine Zahnarztpraxis, die weit über die Grenzen Hamburgs hinaus wirkt.

 

Der Umweg ist das Ziel

Ulf Zuschlags Weg in die Zahnmedizin war alles andere als gradlinig: Nach einem Maschinenbau-Studium und einem kurzen Flirt mit der Bundeswehr entschied er sich schließlich für eine Ausbildung zum zahnmedizinischen Fachangestellten. Dass er diesen Weg als Mann wählte, stieß zunächst auf Skepsis. Doch seine Leidenschaft für die handwerkliche Medizin war stärker. Seine Ausbildung verkürzte er auf zwei Jahre, arbeitete weiter in der Praxis – und schaffte schließlich den Sprung ins Zahnmedizinstudium in Gießen.

 

Ein Hilfseinsatz, der das Leben veränderte

Im achten Semester wagte Zuschlag den Schritt ins Unbekannte: Gemeinsam mit einem Kommilitonen reiste er 2012 für ein Hilfsprojekt nach Kambodscha – eigentlich für ein paar Monate. Es wurde ein Wendepunkt seines Lebens. Dort traf er auf eine Kollegin, die später seine Frau wurde.

Die Liebe zu Kambodscha blieb – ebenso wie der Wunsch, vor Ort etwas Bleibendes zu schaffen. 2015 gründeten Ulf Zuschlag und seine Frau das Projekt „Minimolars„: Eine zahnärztliche Hilfsklinik auf dem Gelände einer Pagode in Phnom Penh, in der heute jährlich über 3.000 Kinder kostenlos behandelt werden.

 

Zwischen Hamburg und Phnom Penh

Heute pendelt der Zahnarzt zwischen zwei Welten: seiner Praxis in Hamburg, die er 2016 mitgründete, und der Klinik in Kambodscha, die er zwei- bis dreimal im Jahr besucht. Möglich macht das ein starkes Team, eine Familie, die an einem Strang zieht – und ein cleveres Arbeitszeitmodell.

Seine Praxis betreibt Zuschlag mit einem Kollegen in Gemeinschaft – das schafft Flexibilität und ermöglicht auch längere Einsätze im Ausland. Unterstützt wird er dabei auch von seiner kambodschanischen Schwiegermutter, die mehrere Monate im Jahr bei der Kinderbetreuung hilft.

 

Minimolars: Mehr als ein Charity-Projekt

Das Besondere an Minimolars: Das Projekt lebt nicht nur von Spenden, sondern auch von einem klar strukturierten Volunteer-Konzept. Jährlich kommen rund 50 Helfer:innen aus aller Welt – vor allem Zahnmedizinstudierende aus Deutschland –, um mitzuarbeiten und gleichzeitig Spenden zu sammeln.

Die Klinik gehört offiziell der kambodschanischen Seite, geleitet wird sie jedoch von Zuschlags Frau. Sein Anteil als medizinischer Direktor ist maßgeblich, auch wenn ihm rechtlich nur bis zu 49 % Besitzanteil erlaubt sind.

 

Vision für die Zukunft

Was Ulf Zuschlag sich wünscht? Mehr Zeit vor Ort. Seine Vision: Mit der Familie künftig mehrere Monate im Jahr in Kambodscha leben. Gleichzeitig möchte er weiterhin für seine Patient:innen in Hamburg da sein. Denn auch seine Praxis ist für ihn weit mehr als nur ein Job – sie ist Erfüllung und Balance zugleich.

 


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