In der neuesten Episode des Praxisflüsterer Podcasts — eine Aufzeichnung der Dental Late Night Show — sprechen Christian Henrici und Dr. Stefan Helka über ein Thema, das viele Praxisinhaber:innen irgendwann beschäftigt:
Wie viel ist meine Zahnarztpraxis wirklich wert? Dabei geht es nicht um Schätzwerte aus dem Bauch heraus, sondern um Fakten, Bewertungslogiken und typische Denkfehler auf Käufer- und Verkäuferseite.
Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie lässt sich eine Praxis fair, nachvollziehbar und zukunftsfähig bewerten?
Der emotionale Faktor: Realität vs. Selbstbild
Viele Praxisinhabende hängen emotional an ihrer Praxis — verständlich, denn sie haben sie oft über Jahre hinweg aufgebaut. Doch dieser emotionale Wert lässt sich nicht eins zu eins in einen Verkaufspreis umwandeln. Christian Henrici bringt es auf den Punkt, wenn er sagt:
„Der Wert einer Praxis ergibt sich nicht aus der Zahl, die man sich als Inhaber:in wünscht, sondern aus dem, was der Markt bereit ist zu zahlen.“
Ein häufiger Fehler: Es wird auf vergangene Umsatzhöhen geschaut, aber nicht auf den tatsächlichen Cashflow oder die aktuelle Markt- und Personalsituation. Damit kann die Wunschvorstellung schnell kollidieren mit der Realität, gerade, wenn potenzielle Käufer:innen aus betriebswirtschaftlicher Sicht rechnen.
Bewertungsverfahren: Substanz, Ertrag oder doch der Faktor X?
Im Podcast sprechen die Hosts über verschiedene Bewertungsverfahren, darunter das modifizierte Ertragswertverfahren, das Substanzwertverfahren und Multiplikatorenmodelle. Klar wird: Eine „richtige“ Methode gibt es nicht, aber es braucht Transparenz und Nachvollziehbarkeit.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Zukunftsfähigkeit der Praxis. Das bedeutet:
- Ist das Team stabil und eingespielt?
- Gibt es Raum für Wachstum oder Spezialisierung?
- Wie ist die Konkurrenzsituation vor Ort?
- Ist die Abhängigkeit von der Inhaberperson zu hoch?
Diese qualitativen Faktoren beeinflussen den Wert oft stärker als der reine Umsatz. Gerade bei stark personalisierten Praxen stellt sich die Frage, ob und wie sich der Erfolg auf eine neue Person übertragen lässt.
Käufer:innen denken anders und das ist gut so
Ein spannender Aspekt der Episode ist die Sichtweise junger Zahnärzt:innen, die auf dem Weg zur Selbstständigkeit eine Praxis übernehmen möchten. Viele bringen unternehmerische Vorsicht mit und stellen kritische Fragen zur Wirtschaftlichkeit, Rentabilität und digitalen Infrastruktur.
Dr. Stefan Helka beobachtet dazu:
„Wir sehen oft, dass die jüngeren Kolleg:innen extrem rational rangehen. Die schauen sich die Zahlen genau an und die haben keinen Bock, Altlasten zu übernehmen.“
Das bedeutet: Verkäufer:innen tun gut daran, ihre Praxis nicht nur betriebswirtschaftlich sauber aufzustellen, sondern auch strukturell attraktiv zu machen, etwa durch moderne Prozesse, digitale Dokumentation oder ein stimmiges Personal-Setup.
Der große blinde Fleck: Was die meisten übersehen
Eine zentrale Erkenntnis der Episode: Viele Bewertungen blenden die Personalsituation komplett aus. Dabei ist das Team der größte Hebel oder das größte Risiko. Fachkräftemangel, hohe Fluktuation oder schlechte Teamdynamik drücken den Wert erheblich.
Wer also plant, seine Praxis in den nächsten Jahren zu verkaufen, sollte frühzeitig in ein starkes, stabiles Team investieren. Denn: Ohne funktionierendes Team, kein funktionierendes Unternehmen.
Und was ist jetzt ein fairer Preis?
Henrici und Helka vermeiden es bewusst, pauschale Preisfaktoren zu nennen. Der Markt sei viel zu divers. Aber es gibt Orientierungspunkte: Ein gut laufendes MVZ mit gefestigten Strukturen erzielt andere Multiples als eine Einzelpraxis auf dem Land mit Inhaberbindung.
Und klar ist auch: Je mehr Unabhängigkeit von der Inhaberperson besteht, desto höher der potenzielle Wert. Wer frühzeitig Verantwortung verteilt, Prozesse dokumentiert und sich strategisch überflüssig macht, erhöht den Praxiswert.
Fazit: Praxisbewertung ist kein Taschenrechner-Thema
Diese Folge räumt auf mit Mythen und Wunschvorstellungen. Sie macht klar: Eine Zahnarztpraxis hat keinen fixen Marktpreis, sondern einen realistischen Wert im Kontext von Zukunft, Team, Struktur und Markt.
Wer seine Praxis verkaufen möchte, muss bereit sein, ehrlich hinzuschauen und wer übernehmen will, sollte genau prüfen, was hinter den Zahlen steckt.
Hören Sie die vollständige Episode im Praxisflüsterer-Podcast, verfügbar auf allen gängigen Podcast-Plattformen.
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